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Sprint-Weltmeisterschaften in Edinburgh

Mitte Juli fanden in Edinburgh (Schottland) die Elite-Weltmeisterschaften über Sprint, Sprintstaffel und Knock-out-Sprint statt. Aus sächsischer Sicht dabei im deutschen Team waren Anselm Reichenbach (SV Planeta Radebeul), Patricia Nieke und Paula Starke (beide USV TU Dresden). Wir waren alle schon in verschiedensten Ländern und Geländetypen unterwegs, unter anderem (als wir noch jünger waren) mit dem coolsten aller Kader, und doch bietet fast jeder internationale Wettkampf wieder eine völlig neue Herausforderung. Im Gegensatz zu Wald-Wettkämpfen laufen wir beim Sprint meistens mitten in der Zivilisation: dort, wo Menschen wohnen oder arbeiten, zwischen touristischen Highlights, aber auch in versteckten Hinterhöfen, die vorher kaum ein Fremder je gesehen hat. Jedes Land hat seine eigene Kultur und Architektur. Wenn Weltmeisterschaften anstehen, gilt es den jeweiligen Stil aufzusaugen, um ein Gefühl für Routenwahlen und wichtige Techniken zu bekommen, aber auch um sich besser vorstellen zu können, wie Häuser, Durchgänge oder bestimmte Symbole in Realität aussehen werden. Eine ganz andere Perspektive, als wenn man als Tourist ein Land entdeckt. Alle schottischen Wohngebiete wurden übrigens extra so geplant, dass wir schöne OL-Karten draus machen können. Welchem Zweck sollten die kleinen asphaltierten und ordentlich mit Mäuerchen eingefassten und über Treppchen verbunden Terrassen (siehe Kartenausschnitt von der Knock-out-Quali) wohl sonst dienen? Dazu kaum je eine gerade Straße oder ein rechter Winkel, überall dazwischen kleine Fußwege, Wiesen oder Spielplätze mit Zäunen. Die beiden Qualifikationsläufe (für Sprint und Knockout-Sprint) sollten in solchen Wohngebieten und im Hafenviertel stattfinden, entsprechend lag dort in den insgesamt 3 Vorbereitungs-Trainingslagern (Herbst 2023, Januar und Juni 2024) unser Fokus. Die Finalläufe wurden in der Altstadt von Edinburgh veranstaltet, also wieder ein ganz anderer Geländetyp. 

Unser großes Ziel war, in den Finals mitlaufen zu dürfen. Allerdings qualifizieren sich über die Vorläufe nur die besten 45 (Sprint) bzw. 36 (Knock-out-Sprint) – mit sehr guten Läufen durchaus möglich, aber doch eine große Herausforderung. Für Patschi endete die WM leider schon, bevor sie anfing, mit einer miesen Erkältung, die sich die ganze Woche hartnäckig hielt, sodass sie schweren Herzens Ersatzläuferin Hanna Müller (Gundelfinger TS) das Feld überlassen musste – die richtig stark ablieferte (Platz 28 im Sprint-Finale und tolle Startstrecke bei der Staffel). Anselm lief auch schnell, ihm fehlte aber bei den Qualis trotzdem noch ein kleiner Hauch mehr Tempo oder ein paar Fehlersekündchen weniger. Er verpasste das Finale um gerade einmal 3s (Sprint) bzw. 21s (Knock out). Weniger knapp war es bei Paula, die besonders beim Sprint gar keinen guten Tag erwischte mit viel zu vielen Fehlern und am Ende sogar noch einem falsch gestempeltem Posten. 

Als großes Highlight der Woche aus deutscher Sicht entpuppte sich die Sprintstaffel. Nach zwei phänomenalen Strecken durch Hanna Müller und Felix Späth (OLG Siegerland) schaffte Anselm es, das Team weiter gut im Rennen zu halten, und das trotz einem kleinen Missgeschick schon früh im Rennen. Er fiel hin und zerstörte teilweise seine Karte. Ziemlich ungünstig, wenn man Posten finden will. Zum Glück war er an den betreffenden Stellen nicht alleine und konnte sich so kurz an Konkurrenten dranhängen. Zwar konnte er dadurch sein Tempo nicht ganz ausspielen und verlor durch die Unsicherheiten etwa eine Minute auf die Spitze, aber abreißen lassen musste er nicht, sodass Schlussläuferin Birte Friedrichs (MTV Seesen) das gute Ergebnis ins Ziel bringen konnte. Auf den letzten Posten riss es uns Zuschauende noch mal richtig von den Bänken, als sie den Fehler der Italienerin nutzte und sich abgezockt schließlich den 13. Schlussrang sicherte. Das ist das bisher beste deutsche Sprintstaffelergebnis bei einer WM und macht Lust auf mehr. 😊 Die Stimmung in den Arenen war grandios mit vielen Einheimischen, aber auch Unmengen Fans aus aller Welt, insgesamt über 3000, die sich bei den Zuschauerläufen (Scottish 6-days) teilweise auch selbst in den jeweiligen Geländen austoben durften. 

 

 

Michael Philp

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IOF/Kristina Lindgren

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